Die Inflationszahlen steigen kontinuierlich an. In der Eurozone kletterten sie jüngst auf 7,5 Prozent. Durch Investitionen in Infrastruktur können sich Anleger teilweise gegen die Inflation absichern.

Dominik Meyer, Client Portfolio Manager Infrastructure und Head Products bei Swiss Life Asset Managers, erklärt warum Beteiligungen an Infrastruktur-Anlagen in Zeiten steigender Inflation vorteilhaft sind.

In Zeiten steigender Inflationsraten stellen Unternehmen, die Infrastruktur besitzen oder betreiben, eine interessante Anlageoption dar. Investitionen in Infrastruktur, die mit realen Vermögenswerten verbunden sind und stabile, transparente und vorhersehbare operative Cashflows generieren, bieten eine teilweise Absicherung gegen Inflation. Anleger, die mit steigender Inflation rechnen, können ihr Portfolio mit Infrastruktur-Investitionen entsprechend zumindest teilweise vor einer schleichenden Geldentwertung schützen. Im langfristigen Vergleich erzielte Infrastruktur eine Rendite, die deutlich über der Inflationsrate lag.

Die Gründe dafür liegen in den spezifischen Eigenschaften von Infrastruktur-Unternehmen, wie sich sogar auch am Beispiel etlicher Mautstrassenbetreiber zeigt. Die vom Regulator vergebenen Strassenkonzessionen enthalten nämlich häufig entsprechende Klauseln für die Anpassung der Mautgebühren. Regulatorische Rahmenbedingungen, Konzessionen und langfristige Verträge können die Erträge des Infrastruktur-Unternehmens explizit an die Inflation koppeln.

Schwieriger Markteintritt stärkt Marktstellung und Preissetzungsmacht
Selbst wenn keine expliziten, das heisst vertraglich abgesicherten Preisanpassungsklauseln bestehen, können sich die Betreiber von Infrastruktur auf eine erhebliche Preissetzungsmacht verlassen und Teuerungsraten auf Kunden zumindest teilweise überwälzen. Basis dafür bilden ihre in der Regel starke Stellung in der Wertschöpfungskette, die – teilweise – Systemrelevanz ihrer Produkte und Dienstleistungen oder eine Quasi Monopolstellung wie sie in vielen Branchen anzutreffen ist.

Zudem bestehen erhebliche Markteintrittsbarrieren für den Bereich Infrastruktur, welche hauptsächlich aus  den regulatorischen Rahmenbedingungen, der Flächenverfügbarkeit und hohen Erstinvestitionen resultieren. Oft haben Kunden daher kaum Alternativen für Infrastruktur-Dienstleistungen. Selbst konsequente Preiserhöhungen führten für Betreiber von Infrastruktur folglich nur selten zu volumenbasierten Nachfragerückgängen. Wie gut die Erträge von Infrastruktur-Unternehmen vor Inflation geschützt sind, hängt jedoch vor allem vom Sektor und von den jeweiligen länderspezifischen regulatorischen Rahmenbedingungen ab. Entscheidend aus Investorensicht sind hier die Transparenz beim regulatorischen Entscheidungsprozess sowie die regulatorische Sicherheit. Ferner ist zu berücksichtigen, mit welcher Zeitverzögerung inflationsbedingte Preiserhöhungen erwirtschaftet werden dürfen und können.

Inflationsschutz abhängig von Sektor und Regulator
Allgemein bekannt für ihren sehr guten Inflationsschutz sind regulierte Versorger. Die Bestimmungen sind für dieses Segment meist eindeutig und basieren entweder auf einem allgemein akzeptierten Inflationsindex oder auf der Entwicklung der Preise und Kosten für die eingekauften Güter und Rohstoffe. Bei bestimmten systemrelevanten Versorgern bestehen zudem staatlich festgelegte Tarifmodelle, welche einen bestimmten Soll-Gewinn definieren oder die volle Deckung der Gestehungskosten durch entsprechende tarifierte Preise erlauben. Ausserdem bestehen Unternehmen aus diesen Segmenten schon lange und sind bekannt für eine hohe Transparenz bei der Umsetzung von Preisanpassungen.

Sozialpolitische Bedeutung von Infrastrukturinvestitionen
Aktienbeteiligungen an Energie- und Infrastrukturfirmen sind Realwerte. Generell haben solche Aktienbeteiligungen gegenüber Nominalwerten den Vorteil, dass nicht nur die Inputfaktorpreise, sondern auch die Kunden-Absatzpreise angepasst, sprich in Inflationsphasen erhöht werden können. Dies wirkt sich auch positiv auf den künftigen Cashflow aus, die das Dividenden- wie auch das Wertsteigerungspotential beeinflussen. Man spricht davon, dass derartige Aktienrenditen eine positive Korrelation zur Inflation aufweisen, um beispielsweise die Kaufkraft von Vorsorgegeldern erhalten zu können. Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Inflationsausblicks, welcher eine zunehmende Herausforderung nicht nur für institutionelle Investoren darstellt, ist diese Eigenschaft von Infrastruktur auch aus sozialpolitischer Perspektive sehr wertvoll. Damit kommt der Anlageklasse Infrastruktur nebst dem positiven Korrelationseffekt durch die Beimischung zu traditionellen Anlagen eine nochmals gesteigerte Bedeutung innerhalb des zur Verfügung stehenden Investitionsspektrums zu.

Autor: Domink Meyer,  Client Portfolio Manager Infrastructure und Head Products, Swiss Life Asset Managers

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