Die Pandemie hat die Rolle von Immobilien im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden für die Mitarbeitenden deutlich gemacht. Daraus resultieren markante neue Trends, welche die Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens in den Vordergrund stellen.
Da sich der Immobilienmarkt nach der Pandemie weiter verändert, durchlaufen Gewerbeimmobilien wohl eine der markantesten und nachhaltigsten Wandlungsphasen. Gleichzeitig war der Wohnungsmarkt einer der robustesten Märkte der COVID-Ära. Laut Statista sanken die Investitionsvolumen bei Gewerbeimmobilien in Europa von 2019 bis 2020 um 23%. Die unten genannte europäische Wohnungsmarktumfrage bei 995 Befragten illustriert aber die Stabilität des Marktes während der gesamten Krise.
Auch PwC hat eine Umfrage zum Immobilienmarkt nach der Pandemie sowie zu den aktuellen Immobilientrends in Europa durchgeführt. Eines der wichtigsten Erkenntnisse: «Einige Befragte gehen davon aus, dass Home-Office die Nachfrage nach Büroflächen reduzieren wird, andere erwarten, dass sie in bestimmten Bereichen langfristig sogar zunehmen wird, da Unternehmen die Fläche pro Mitarbeitenden erhöhen, um ein dauerhaftes Social Distancing zu ermöglichen.»1 Im Büromarkt beobachten wir eine Verlagerung zu erstklassigen Objekten in gut erschlossenen, erlebnisreichen Stadtzentren, die hochwertige oder spezialisierte Flächen bieten und ESG-konform sind. Im Wohnsektor ist der Mietmarkt von Wohnungsnot in städtischen Gebieten geprägt. Aufgrund des Home-Office-Trends und aus Bezahlbarkeitsgründen ziehen die Mieter in Vorstadtgebiete ab.

Gesundheit und Wohlbefinden als wichtiger Treiber für die Zeit nach COVID
Gleichzeitig erkennen einige Unternehmen nun die Notwendigkeit, Möglichkeiten für physische soziale Interaktion für Mitarbeitende zu schaffen – und über das Büro kann man dies erreichen. Hier könnte die Herausforderung darin bestehen, die Mitarbeitenden – v. a. die jüngeren – zu überzeugen, wieder ins Büro zu kommen. Daher dürften innovative Komponenten im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden einer der wichtigsten Treiber sein, die den Büromarkt aus der Post-COVID-Krise führen werden. Neben dem Wohlbefinden am Arbeitsplatz könnten die Mieter auch bestimmte messbare, immobilienrelevante Kennzahlen vermehrt berücksichtigen: z. B. akustischen Komfort, Raumluftqualität, Zugang zu Grünflächen sowie Wellnesszertifikate wie Well, Fitwell oder Osmoz.
Das Immobiliendienstleistungsunternehmen JLL hat französische Büromitarbeitende zu ihren Erwartungen für die Zeit nach der Pandemie befragt: 71% wünschen sich Wellnessangebote im Büro (z. B. Massagen, Yogaraum) und 66% Sporteinrichtungen (Dusche, Fitnessraum).
Vom optionalen Feature zum Differenzierungsfaktor
Was früher ein Vor-Pandemie-Trend war oder ein «Nice-to-have», könnte durchaus zu einem post-pandemischen Differenzierungsfaktor für Gewerbeimmobilien werden. Es ist gut möglich, dass Bürogebäude nach der Pandemie in zwei Kategorien unterteilt werden: Gewerbeobjekte, die Gesundheit und Wohlbefinden bieten können und sowohl Kunden als auch Anlegern einen Mehrwert bringen, sowie andere Objekte, die sich nicht durch ein Angebot an Gesundheit und Wohlbefinden abheben konnten.
Insgesamt zeigen die jüngsten Immobilientrends und Erkenntnisse, dass Gesundheit und Wohlbefinden in dieser sich wandelnden Welt nach der Pandemie entscheidend für den Erfolg des Bürosektors sein werden. Aber ihre gesellschaftliche Bedeutung geht weit über das Büro hinaus, können sie doch ein bestimmender Faktor für die Nachfrage und alle Facetten und Nuancen des post-pandemischen Immobilienmarkts werden.
1 PwC, «Emerging Trends in Real Estate®: Europe 2021 – An uncertain impact»
Erstmals erschienen in Insights Real Estate Oktober 2021
Autorin: Valérie de Robillard, Head ESG Real Assets, Swiss Life Asset Managers